Die große Überfahrt - San Blas Inseln
08.02.2022 - 13.02.2022
Nach knapp 6 Monaten und 2155 Fahrradkilometern mit 25.450 Höhenmetern in Ecuador und Kolumbien geht es nun weiter ins nächste Land: Panama.
Da der Grenzübergang über Land quasi unmöglich ist (es gibt nur kleine Wanderwege und eine Menge Drogentransporte), schauen wir uns nach Alternativen um. Fliegen wollen wir ja am besten auch nicht.
Die Agentur BlueSailing bietet 5-tägige Segeltrips nach Puerto Lindo an, mit Zwischenstopp auf den San Blas Inseln. Das klingt ganz verlockend, finden wir. Die Beschreibung des Segelboots am 08. Februar klingt auch ganz ordentlich.
Und so stehen wir ein wenig nervös am Mittwoch Mittag mit unseren Fahrrädern am Hafen und warten auf den Kapitän der Quest. Kurz darauf lernen wir Goeran Persson, einen auf den ersten Blick etwas rauer und ein wenig forsch wirkenden, aber von Grund auf super herzlichen und verschmitzten Vollblutseemann aus Schweden kennen. Ein wenig sieht er aus wie der schwedische Daniel Craig.
Ruckzuck lädt er unsere Räder auf das kleine Beiboot und wir vertauen sie kurze Zeit später fest vorne an Deck des Schiffs. Die Quest hat Goeran selbst für Expeditionen und Tauchausflüge entworfen und sie 15 Jahre neben seinen Jobs gebaut. Er selbst arbeitet auf verschiedenen Schiffen, seit er 16 Jahre alt ist.
Die Quest ist sogar mit einer Fußbodenheizung für Fahrten in die Arktis ausgestattet, einem eigenen Süßwasseraufbereiter für Duschen und Trinkwasser, sowie 5 einzelnen Kabinen mit jeweils zwei Betten. Und so ist es sehr verständlich, dass dem Kapitän das Schiff sehr wichtig ist und er uns am Anfang sehr deutlich macht, bloß keine Kratzer zu hinterlassen oder Salzwasser in die Kabinen zu tragen.
Außer uns sind noch 8 weitere Gäste an Bord des Segelboots, allesamt Deutsche oder Holländer:innen. Kurz vor Mitternacht bekommen wir endlich die Freigabe aus dem Hafen. Wie wir später erfahren, ist die Quest das letzte Boot, was für die nächsten Tage den Hafen Cartagenas verlässt. Grund dafür sind scheinbar unnötige Machtspielchen des ansässigen Hafenkapitäns. Glück gehabt - unser Visa lief nämlich noch am selben Abend aus.
Und so segelt unser schwedisch-holländisch-deutsches Boot in der Dunkelheit von dannen in Richtung Karibik. Der erste Tag ist ganz schön taff, wir Landratten haben alle Mühe uns an das Schwanken des Boots zu gewöhnen, einige der anderen Gäste lehnen sich auch ab und an mal etwas weiter über die Reling. Wir haben Glück, die Tabletten gegen Seekrankheit wirken und wir dösen den Tag über müde durch die Medikamente an Deck des Schiffes.
Goeran gibt sich alle Mühe, unsere Zeit an Bord möglichst angenehm zu gestalten. Da er aufgrund der Pandemie aktuell Schwierigkeiten hat einen Koch zu finden, wuppt er alle anstehenden Arbeiten ganz alleine. Er bereitet köstliches Essen zu, räumt auf, fährt das Boot und ist ab und an noch für einen netten Schnack zu haben. Wir helfen ihm so gut wir können und tragen ab und an mal Teller hin und her, die meisten Dinge macht er jedoch lieber alleine.
Immer wenn er kann, legt er sich für einen kurzen Power-nap auf den Boden neben dem Steuer. Seine Energie ist bewundernswert, wir hoffen jedoch auch, dass unser Kapitän in den nächsten Tagen ein wenig mehr Schlaf abbekommen kann.
Am nächsten Morgen haben wir die San Blas Inseln erreicht, zwischen den Inseln werden wir von einer Schule Delfinen begleitet. Die Inselgruppe besteht angeblich aus 365 Inseln, eine für jeden Tag im Jahr. So ganz genau weiß das aber niemand. Der Anblick ist traumhaft, die Sonne glitzert im türkisblauen Wasser und hier und da ragen kleine Inseln voller Kokospalmen aus dem Meer. Auf einigen der Inseln leben sogar einzelne indigene Familien.
Goeran legt sich endlich schlafen und wir haben den ganzen Tag über Zeit um zu schnorcheln und die Insel zu erkunden. Unter Wasser gibt es hübsche Korallenriffe voller bunter Fische. An einigen Stellen sehen wir leider auch das zunehmende Absterben der Korallen aufgrund des Klimawandels und der Wasserverschmutzung.
Die erste Insel ist komplett unbewohnt, mittags kommt lediglich ein Boot mit einheimischen Fischern vorbei, die Goeran frische Hummer für das Abendessen verkaufen.
Am nächsten Morgen fahren wir etwa zwei Stunden mit vollen Segeln zur nächsten Insel. Simon darf ein wenig beim Kurbeln mithelfen, Verena bekommt von Goeran das Steuer in die Hand gedrückt. Nach einigen Zickzackkurven läuft es tatsächlich immer besser und macht richtig Spaß! Wir haben uns inzwischen alle ganz gut an das Schwanken des Schiffs gewöhnt und kommen wohlbehalten an unserem nächsten Zielort an.
An Land der zweiten Insel lebt tatsächlich auch eine größere Familie und ein Mann mit einem Affen. Dieser klettert mir nichts dir nichts auf Simons Schulter und knabbert Früchte vom Baum über ihm. Der Mann erzählt uns, der Affe sei auf dem Festland gefangen und mit Seilen festgebunden gewesen, sodass er fast gestorben sei. Er habe ihn dann gerettet und vor drei Monaten mit auf die Insel genommen.
Auch dieser Ort ist herrlich zum Schnorcheln, voller Korallenriffe und Graslandschaften unter Wasser. Wir erkunden noch ein wenig die Insel und verbringen die restliche Zeit des Tages mit Schnorcheln. Abends mixt uns Goeran noch eine Coco loco (“verrückte Kokosnuss”), Kokoswasser gemischt mit Rum.
Nach dem Sonnenuntergang schwimmen wir zurück zum Schiff und und klettern Abends glücklich und erschöpft wieder an Deck, um Goerans wie immer köstliches Abendessen in Empfang zu nehmen.
Am nächsten Morgen fahren wir zunächst zur panamaischen Einwanderungsbehörde auf See, um unsere Pässe zu stempeln. Auch hier begleitet wieder eine Delfinschule unser Boot. Im Anschluss geht es noch einmal weiter zu einer dritten kleinen Insel. Wir haben wieder bis zum späten Nachmittag Freizeit und gehen fleißig Schnorcheln.
Die Rückfahrt zum Festland ist wieder ein wenig rauer, die hohen Wellen bringen das Schiff ganz schön zum Schwanken. Ein wenig traurig, dass die Zeit schon vorbei ist, aber auch glücklich über die vielen Erlebnisse beobachten wir einen letzten wunderschönen Sonnenuntergang auf See, bis wir kurz vor Mitternacht den Hafen von Puerto Lindo erreichen.
Wieder auf dem Festland angekommen schwankt zunächst der Boden ganz schön. Werden Seemänner an Land möglicherweise Landkrank?
Nach einer Weile geht es wieder, die Räder sind gepackt! Die Segeltour war ein toller Start, wir sind gespannt, was uns in Panamá noch erwarten wird.
Weitere Bilder und Videos von dem ersten, dem zweiten und dem dritten Stop auf San Blas gibt es wie immer auf Polarsteps.
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