Wer sein Fahrrad liebt…
18.02.2022 - 20.02.2022
Pünktlich zum Sonnenaufgang sitzen wir um 6:30 wieder auf unseren Rädern. Wir wollen ein paar Kilometer fahren, bevor die Hitze wieder unerträglich wird. So weit so gut, wir fahren ein paar Stunden entgegen der Rushhour aus der Stadt heraus, die meisten Menschen fahren so früh morgens eher in die Stadt hinein. Teile der Fahrbahn sind bis 8 Uhr nur für den Gegenverkehr nutzbar, wir dürfen mit den Rädern trotzdem den Seitenstreifen benutzen und fahren halbwegs in Ruhe an dem endlosen Stau vorbei.
Als die Fahrbahn wieder freigegeben wird, wird es jedoch unerträglich. Unmengen von Autos, LKWs und Trucks rauschen super schnell an uns vorbei, von Seitenstreifen kann teilweise nicht mehr die Rede sein. Die Straße ist leider der einzige vorhandene Weg Richtung Westen und so sind wir nur froh, nachmittags wohlbehalten an der Hacienda Doña Victoria anzukommen. Das machen wir nicht nochmal, sind wir uns einig. Das Grundstück hat eine große Gartenfläche zum Campen sowie einen schönen Pool, an dem wir uns den Rest des Tages ausruhen können.
Am nächsten Morgen bringt uns die nette Besitzerin Kaffee und ein paar Hojaldras (frittierte Teigfladen) vorbei. Wir springen noch einmal in den Pool, als plötzlich ein Lieferwagen vorbeikommt und ein kleines Päckchen für Señor Simon abliefert. Tatsächlich - die Gaskartusche hat ihren Weg zu uns gefunden! Mit neuem Campinggas im Gepäck schwingen wir uns wieder auf die Räder Richtung Hauptstraße.
Keine zehn Minuten später kommt eine Abzweigung auf eine kleinere Straße in die Bergketten hinein. Wir haben absolut keine Lust mehr auf die Interamericana und entscheiden uns lieber für den steilen Weg die Berge herauf - dafür mit deutlich weniger Autos und einer viel schöneren Aussicht.
Am Nachmittag erreichen wir das Bergdörfchen Chicá. Hier gibt es einen ziemlich großen Campingplatz, wo wir für die Nacht unser Zelt aufschlagen. Auf dem riesigen Grundstück der Besitzer gibt es neben verschiedenen Obstbäumen und Bananenpalmen außerdem einen großen Wasserfall, zu dem wir uns für ein paar Extradollar führen lassen und ein erfrischendes Bad nehmen können.
Am nächsten Tag geht es weiter die Berge herauf. Es wird immer steiler, sodass wir die Straßen meistens nur noch in Schlangenlinien oder schiebend hochkommen. Laut Komoot sind es teilweise erschreckende 22 Prozent Steigung. Gegen Mittag erreichen wir los Altos del Maria, einen Straßenabschnitt von etwa 10 km, wo wir am pyramidenförgen Eingang erfahren dass es leider nur als Bewohner:in einer der luxuriösen Residenzen gestattet ist, weiter zu fahren. Die Wachmänner am Eingangstor lassen leider auch absolut nicht mit sich diskutieren.
Eingang zur Privatresidenz altos del Maria
Wir haben beinahe aufgegeben und überlegen per Anhalter zurückzufahren, als Simon in einem letzten Versuch ein Auto mit zwei alteingesessenen Anwohnern anhält.
Nachdem wir ihnen unsere unglückliche Lage erklärt haben, beschließen die beiden sich als unsere Freunde auszugeben und fahren zur Administration um unsere Durchfahrt zu deichseln. Als sie wiederkommen, erhalten wir einen Zettel mit einer offiziellen Erlaubnis, die Gated-Community zu betreten. Es wird uns noch einmal nahegelegt, auch wirklich vor 18 Uhr das Gelände auch wieder zu verlassen, weil dann die Tore schließen.
Etwas erschöpftes Foto mit unseren beiden Rettern
Und so radeln wir schließlich doch noch durch das pyramidenförmige Tor und überwinden die nächsten drei Stunden meistens schiebend die weiterhin super steilen Berge.
Denn wer sein Fahrrad liebt, der schiebt!
Ab und an kommen wir an einem Schloss vorbei und wundern uns doch sehr über den Reichtum mancher Menschen.
Um zwanzig nach 5 erreichen wir dann endlich das andere Eingangstor und fahren noch eine weitere Stunde wieder die Berge herunter bis zu unserem Ziel: El Valle de Anton. Laut unserer App waren wir heute 11 Stunden auf Achse. Puh. Die nächsten Tage Erholung haben wir uns auf jeden Fall verdient.
Weitere Bilder über den Weg zur Hacienda Doña Victoria, dem ersten und dem zweiten Tag in den Bergen gibts wie immer auf Polarsteps!
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